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X 101 (Rottenwagen, nur Stationärbetrieb)

Aus alten Erinnerungen und neuer Freude sowie einem verlockenden Angebot entstand die Idee, einen eigenen Rottenwagen zu pflegen!
Doch was ist eigentlich eine Rotte? Der Begriff stammt aus dem Gleisbau und bedeutet eigentlich nichts anderes als Mannschaft, oder auf Neudeutsch Team. Im Gleisbau war man oft unterwegs, teils weit ab eines Bahnhofes, zudem meist nachts, wenn weit und breit kein Restaurant oder ein Laden offen hatte. Da kamen die Rottenwagen zum Zuge. Oder besser eben zur Rotte. Legendär waren seinerzeit die Rottenköchinnen. Nicht nur dass sie vorzüglich kochen und die Mannschaft verpflegen konnte, es gab auch immer genug. Und das zu sehr günstigem Preis! Doch nicht nur des Essens wegen waren die Rottenköchinnen eher Mutter denn Köchin; sie hatten stets offene Ohren für die Probleme ihrer Gäste!
Leider wurde das Angebot in der neueren Zeit als zu teuer angesehen und die Verpflegung wird oftmals als Catering angeboten. Unpersönlich. Und wohl niemals in derselben Atmosphäre wie damals!
Wir möchten dieses Stück Geschichte wieder etwas aufleben lassen. In welchem Umfang ist noch offen, sicher aber als Vereinslokal, hatten wir doch bisher immer "nur" im Triebwagen gegessen und Feierabend genossen.

Bahndienstwagen wurden oftmals auf Untergestellen (oder sogar unter Verwendung des ganzen Wagens) von alten, an sich ausgedienten Fahrzeugen aufgebaut. So auch unser X101, der ursprünglich als Postwagen in Dienst gestellt wurde.
Diesem Umstand verdankt der Wagen nun, dass er die weitaus ältesten Bestandteile unserer Flotte verbaut hat; Sein Laufwerk mit Rahmen stammt aus dem Jahre 1893! Nach mehreren Umbauten entstand schliesslich in der damaligen EBT-Werkstätte in Oberburg der X101, womit auch der Bezug zu unseren Vereinszielen gegeben ist!

Als erste Arbeiten wurden die Bänke im Essraum komplett abgeschliffen und neu lackiert. Zudem wurde der SIBIR-Ölofen durch einen heimeligen RIGI- Kachelofen ersetzt.

Noch ist aber ein weiter Weg vor uns, denn:
- es fehlt eine komplette Küche, die es erlaubt, die Gäste würdig zu verpflegen.
- Das Thema Energieversorgung wird eine Neuverdrahtung des Wagens bedingen. Zudem ist das Thema Frischwasserversorgung nachhaltig zu lösen.
- Der Essraum soll wieder passende Vorhänge erhalten.
- ebenfalls ist die Lauffähigkeit nicht gegeben. Gerade wenn der Wagen auch mal an ein Bahnhoffest rollen soll, ist dies ein wichtiger Punkt.
- Das Thema Energieversorgung wird eine Neuverdrahtung des Wagens bedingen. Zudem ist das Thema Frischwasserversorgung nachhaltig zu lösen.
- Auch die Aussenhaut soll einiges an Pflege/Farbe bekommen. Nicht nur des besseren Aussehens wegen, sondern in erster Linie auch der Konservierung der an sich gut erhaltenen Kastenstruktur zu liebe. Und nicht zuletzt soll auch hier wieder entweder das bekannte "Ärbsli im Töpfli"-Logo erscheinen.

Technische Daten:
Fahrzeugtyp: Dienstwagen
NVR-Fahrzeugnummer: CH-VPM 40 85 9435 101-2
interne Fahrzeugnummer: 101
Baujahr: 1893 / Umbauten 1955 und 1978
Hersteller: Schweizerische Industrie-Gesellschaft, Neuhausen (SIG), Umbau durch SWS (1954/55) sowie EBT-Werkstätte Oberburg (1978)
Gewicht leer: 17,250t
Gewicht voll: 20t
Bremsgewicht: 17t
Bremsen: Oerlikoner P-Bremse, Handspindelbremse
Länge über Puffer: 12.25m
Achsabstand:
max. Geschwindigkeit: stationär (früher 80 km/h zugelassen)
Sitzplätze:
Kachelofen RIGI, Elektroheizungen, Ortsnetzanschluss 400VAC/50Hz. Keine eigene Batterie/Bordnetz.
Küche nicht brauchbar. Wassersystem ausser Betrieb.

  • Die Bar im Vorraum bzw Eingangsbereich.

  • Blick in den Essraum.

  • Der RIGI- Kachelofen  kann für heimelige Wärme sorgen.

  • Als Delikatesse wird der Wagen laufend mit Utensilien aus der Bahnwelt im Emmental sowie dem VPM ausgeschmückt, hier eine alte Fahrplantafel (vermutlich von Schwäbis).

  • Bereit für die Überfuhr in seine neue Heimat: BDe201 mit B218, X101 und ABt202 (B und ABt als Bremswagen, damit auch nach Umfahren keine ungebremste Schlussgruppe entstanden wäre).

  • Der X101 damals in Kallnach abgestellt.

    Lebenslauf (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
    - 1893: Inbetriebnahme als zweiachsiger Postwagen Z2P 790 (damit deutlich das älteste Fahrzeugteil in unserer Flotte!)
    - 1955: Kasten durch Stahlkonstruktion ersetzt.
    - 1978: Umbau in den heutigen Rottenwagen durch die Werkstätte Oberburg (damals EBT), Einsatz als SMB X 30 62 9435 101-1
    - 1997: Umzeichnung in X 40 62 9435 101-9 (Fusion zu RM)
    - letzter Einsatzort war der Bahnhof Biglen
    - 2009: Übernahme durch das Bahnmuseum Kerzers- Kallnach (BMK)
    - 31.12.2021: Übernahme durch den VPM
    - 04.01.2022: Überfuhr nach Zell